2006: 11 Fundstellen - Ende 2012 schon 45!

Die roten Flächen und Kreise auf dem Satellitenbild zeigen:

1. Den unregelmäßigen Umriss des historischen Ortskerns von Henfenfeld nach dem Urkataster von 1834. Die unten rechts daran anschließende weiß umrandete Fläche markiert den Schlosspark.

2. Unterschiedlich groß dimensionierte rote Fundstellen und -flächen, die 2012 als Bodendenkmale in die Inventarliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege eingetragen waren. Vier der von mir gemeldeten Neufundstellen sind darin bereits enthalten.

2006 bei unserem Zuzug waren nur elf Fundstellen bzw. Bodendenkmal-Flächen ausgewiesen.

Die kleinen blauen Quadrate und Rechtecke markieren 34 neue Fundstellen plus sieben zusätzliche Neufunde auf bereits ausgewiesenen Fundflächen nach dem Stand Dezember 2012!

 

Zur bisherigen Archäologiegeschichte Henfenfelds

Der herausragende Fund der Grabung 1909 bis 1915.  Arrangement und Abbildung NHG Nürnberg
Der herausragende Fund der Grabung 1909 bis 1915. Arrangement und Abbildung NHG Nürnberg

Bis heute ist die Henfenfelder Ortsgeschichte nur unvollständig bekannt. Das archäologische Erbe aus der Vorgeschichte stammt größtenteils aus einer Grabungskampagne in den Jahren 1909 bis 1915. Damals wurden in der Flur "Lerchental" (Verballhornung von "Leichental") 13 Gräber der späten Bronzezeit und der Urnenfelderzeit von 1400 bis 800 vor Christus geborgen. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um die Reste eines größeren Gräberfelds. Herausragende Funde: mit rund 50 und 60 Zentimetern außergewöhnlich lange, kunstvoll gearbeitete Bronzenadeln und ein Collier. Die überdimensionierten Nadeln stellten wohl Schmuck- und Statuselemente dar und dienten auch zum Verschließen der Leichentücher.

Das Schmuckgehänge bestand aus 258 Bernstein- und drei Glasperlen sowie bronzenen Spiral-Röllchen. Bernstein und Glas waren damals teuere Importgüter - also dürfte die Frau, die ein derart kostbares Schmuckstück mit ins Grab bekam, wohl einer reichen Familie angehört und eine herausragende gesellschaftliche Stellung gehabt haben...

1930, 1958, 1961 und 1962 tauchten an anderen Stellen im Ortsrandgebiet Artefakte auf. Die Archäologen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (NHG) gruben danach fünf weitere Körper- und Brandgräber mit bescheidenen Beigaben aus. Lesefunde von Keramikscherben in den Jahren 1961 und 1962 führten zur Freilegung von Abfallgruben einer Siedlung und zur Lokalisierung eines weiteren Siedlungsplatzes. Auch all diese kleineren Fundkomplexe wurden der Bronze- und Urnenfelderzeit zugeordnet.

Überlieferungen älterer Einwohner und Berichte der alten NHG-Experten zeigen allerdings, dass damals so manches Bodendenkmal auf den Ortsfluren unerkannt geblieben ist und zerstört wurde. Da ist von "grünen Nadeln" und "schwarzen Vasen" die Rede, die im Boden gefunden wurden - und später spurlos verschwanden. Als die NHG-Männer Gries und Vollrath einen Bauern besuchten, auf dessem Feld ortsfremde Steine aufgetaucht waren, da stellten sie fest, dass eine der für Henfenfeld typischen langen Bronzenadeln mehrfach zusammengebogen als Achsbolzen seines Ladewagens diente...

Die Funde der späten 1950er und der 1960er Jahre sind im wesentlichen einem Henfenfelder Bürger zu verdanken, der sich sehr für die Erd- und Menschheitsgeschichte interessierte: dem Artefaktesucher und Fossiliensammler Georg Jöst. Er wurde zum ehrenamtlichen Mitarbeiter der Naturhistorischen Gesellschaft vor Ort. Einerseits entdeckte er selbst Relikte aus der vorgeschichtlichen Vergangenheit - andererseits wandten sich Bauern und Gartenbesitzer an ihn, aus deren Böden ungewöhnliche Dinge zum Vorschein kamen.

Ab den 1970er Jahren hat sich Georg Jöst mehr der Imkerei zugewandt, seine alten Hobbies aber nicht vergessen. Als er - schon beinahe 90-jährig - mit mir endlich einen Gleichgesinnten am Ort bekam, da übertrug er mir sofort sein archäologisches Vermächtnis. Georg Jöst ist 2011 im Alter von 94 Jahren verstorben. 

Das Materialdepot eines Bronzegießers der Urnenfelderzeit, 1969 von spielenden Buben entdeckt.
Das Materialdepot eines Bronzegießers der Urnenfelderzeit, 1969 von spielenden Buben entdeckt.

Der spektakulärste Fund in der Archäologiegeschichte der Gemeinde Henfenfeld stammt aus dem Jahr 1969. Verantwortlich dafür waren der Zufall, zwei spielende Buben und deren verantwortungsbewusste Eltern. Die Halbwüchsigen sprangen vom Rand einer Sandgrube am nördlichen Ortsrand in die Tiefe und stellten fest, dass dabei verschiedene Gegenstände aus der Sandwand herausbrachen. Die nahmen sie mit nach Hause und zeigten sie ihren Eltern. Darauf wurde der damalige Bürgermeister Hauenstein informiert, der wiederum die Experten der NHG in Nürnberg einschaltete. Auf diese Weise kam schließlich ein so genannter Bronze-Hort zu Tage: Speerspitzen, ein Schwertgriff, Beilklingen, Handsicheln, Ringe, Gewandnadeln und Gußkuchen - insgesamt rund 40 Teile und 45 Pfund schwer. Dabei dürfte es sich um das Materiallager eines Bronzegießers aus der Urnenfelderzeit gehandelt haben. Die Mehrzahl der Stücke waren unbrauchbar: abgenutzt, abgebrochen und verbogenen - sie sollten wohl wieder eingeschmolzen werden. Der Fund stellte damals eine archäologische Sensation für den ganzen Landkreis dar. Erst im Jahr 1994 tauchte in Nürnberg-Mögeldorf ein weiterer, noch etwas qualitätvollerer Bronze-Hort mit großen Brillenspiralen auf.

Seit der Grabungskampagne Anfang des 20. Jahrhunderts gab es keinerlei grundlegende archäologische Prospektion, womit umfassendere Erkenntnisse hätten gewonnen werden können.

Bei allen darauf folgenden Entdeckungen handelte es sich um Zufalls- und Einzelfunde, die nur lokal durch Bergungen oder Notgrabungen aufgedeckt wurden. So ist bis heute z. B. nicht ganz klar, wo die zusammengehörigen Siedlungen und Friedhöfe bestimmter Epochen lagen.

Auch nachdem in den 1980er Jahren die staatliche Denkmalpflegebehörde die früher üblichen privaten Grabungsaktivitäten der NHG übernommen hatte, ist nichts weiter geschehen.

Tiefer gehende Untersuchungen über die Bedeutung der bekannten Artefakte des Fundgebiets Henfenfeld und deren kulturhistorisch-soziographische Einordnung (Ausdrucksformen, Wertesystem und Strukturen menschlichen Zusammenlebens in bestimmten Zeiten und Räumen) liegen nicht vor. Die wenigen Veröffentlichungen über das ältere Geschichtserbe stellen lediglich Teilbeschreibungen dar und sind für ein breiteres Publikum kaum zugänglich.

Die einzige Zusammenfassung des alten Fundstatus für interessierte Laien hat 2009 Dr. Peter Baumann veröffentlicht. In: "Kennen Sie Henfenfeld? 950 Jahre Geschichte und Geschichten in einem Fränkischen Dorf", Seiten 11 bis 18.

Baumanns Informationen über "Archäologische Funde aus dem Ort" hätten im Jahr 2009 allerdings schon um einige aktuellere Erkenntnisse ergänzt werden können. Durch Lesefunde (= vom Boden aufgehobene/ aufgelesene Artefakte) waren damals u. a. zwei Aufenthaltsplätze der Mittelsteinzeit (ab etwa 10 000 v. Chr.) und weitere vorgeschichtliche Siedlungsstandorte bekannt.