Informationen zur Geschichte...

Auch wenn die heute vorhandene älteste Bausubstanz Stübigs nur noch aus dem 17. Jahrhundert stammt: Dorf und Einzugsgebiet sind uraltes Kulturland!


Rund um den Ortskern und die Dolomitfels-Naturdenkmale des Kleinen und Großen Roten Steins (der "Stübiger-Türme") reihen sich etliche  archäologische Fundplätze.

Bodendenkmal-Inventarliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege:

1 = Viereckiges Grabenwerk vorgeschichtlicher Zeitstellung

2 = Vermutliche Wüstung des frühen Mittelalters

3 = Körpergräber vermutlich frühmittelalterlicher Zeitstellung

4 = Vermutliche Wüstung des späten Mittelalters (Standort des Ansitzes der Stübig?)

5 = Vermutliche Siedlung der Urnenfelderzeit

6 = Siedlung der Linearbandkeramik, der Michelsberger Kultur, der Kultur mit Schnurkeramik,

der Glockenbecherkultur, der Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, der Hallstattzeit, der frühen und der späten Latenezeit und der römischen Kaiserzeit

7 = Grabhügel vorgeschichtlicher Zeitstellung

8 = Grabhügelfeld vorgeschichtlicher Zeitstellung

Schreibformen des Ortsnamens und seine Bedeutung:

Stubeign/ Stubeigen/ Stubeich/ Stubeygen/ Stubewech/ Stubweg/ Stuberge/ Stubegen/ Aubege

Varianten des mittelhochdeutschen Worts "Stubich" für "Reisig".

Bezeichnet wird aber wohl ein Landschaftsmerkmal wie ein Föhrenwäldchen oder ein Heckengestrüpp.

 

Stübig, (Weichen)Wasserlos und Roschlaub Gründungen der Burgunder schon um 400 n. Chr.?

(nach Forschungen des Bamberger Historikers, Namenkundlers und Hobby-Archäologen Joachim Andraschke)

 

804: Erstnennung des ganz nahe gelegenen Weichenwasserlos (Wazerlosum)

Außerhalb des Orts, an der Stelle der heutigen Kirche zwischen Stübig und Weichenwasserlos, wird schon eine merowingische Martinskapelle aus dem 7. Jahrhundert vermutet.

 

Stübig gehörte wahrscheinlich zu den um das Jahr 800 gegründeten Urpfarreien in Oberfranken.

 

Stübig war Hauptort einer kleinen Siedlungsgruppe. 

Zugehörige Orte unklar: Roschlaub, Pausdorf, Doschendorf, Dörnwasserlos, Weichenwasserlos, Roßdach?

 

Stübig war eigener Centgerichtsbezirk

"Cent" = Das "Gericht der 100 Freien". Von den Merowingern im 6/ 7. Jahrhundert eingeführt.

Als Hinweise auf mögliche Gerichtsorte und die Versammlungsplätze der Richtenden kann man wahrscheinlich  Ortsnamen wie "Roschlaub" und "Roßdach" interpretieren.

Dort dürften nicht nur Gerichtslinden gestanden haben - für die Pferde der Angereisten gab es wohl auch pergolaartige, bewachsene Schutzunterstände: Rossdächer oder Rosslauben

(Die Analogie dazu: der alte Ortsname von Schermshöhe bei Hormersdorf lautet "Roßlauben", steht für den Pferde-Unterstand und kennzeichnet ebenfalls einen alten Gerichtsplatz.)

 

1149/ 1150: Mögliche Niederlassung eines Familienzweigs der Briswize (späteren Förtsch von Thurnau) in Stübig,

die sich dann nach ihrem Ansitz am Ort nannten. Ministerialen/ Dienstleute/ Ritter der Grafen von Andechs

 

1157: erste Nennung einer Person mit Bezug zum Ort Stübig:

Chunibertus de Thuirstat (= Kunibert von Theuerstadt): „1 decimam in Stubeg“ (Zehnteinnahme)

(Theuerstadt: einer der ältesten Siedlungskerne Bambergs, thüringisch-slawische Gründung vor dem 8. Jahrhundert)

 

Spätestens etwa 1185:

Wegzug eines Zweigs der Familie Stübig auf ihre neuerbaute Burg "Neideck" im Wiesenttal und Annahme des Wechselnamens Neideck. Dienstleute der Bischöfe von Bamberg aus dem Geschlecht der Grafen von Andechs und Herzöge von Meranien.

("Meranien" bezieht sich nicht auf die Stadt Meran in Südtirol, sondern auf eine Region an der Küste Dalmatiens unterhalb der Halbinsel Istrien. Die Titel "Markgraf von Istrien" und "Herzog von Meranien" wurden den Andechsern von Kaiser Friedrich Barbarossa für treue Dienste verliehen.)

 

1219: "Heinrich de Nidecche" =  von Neideck, Ministerialer des Bischofs Ekbert von Andechs

 

1245 ist Stübig noch Centgerichtsort unter den Andechs-Meraniern.


1246: "Heinrich von Stubewege" - Domherr, Zeuge für Bischof Hermann von Würzburg:

erste urkundliche Nennung des vom Ort bzw. Wohnsitz abgeleiteten Familiennamens "Stübig"

Möglicherweise besaß ein Familienzweig noch den Ansitz und/oder andere Güter in Stübig.

 

Ursprünglicher Besitz der Familie Stübig?

Wahrscheinlich besaßen die Stübig einige der elementaren Güter am Ort wie etwa die Schmiede oder eine der Mühlen, dazu auch Ackerland, Wiesen und Wald. Der eigentliche Ansitz könnte zuerst nur ein Hof mit einem größeren Holzhaus gewesen sein, der später zu einer befestigten Kleinburg mit Wohnturm ausgebaut wurde.

Hinweise auf mögliche frühere Besitzverhältnisse der Stübig:

Die Peulendorf zu Scheßlitz und Stübig verkaufen von 1322 bis nach 1330 zwei Güter, eine Hube Land und die Untere Mühle in Stübig an das Kloster Michelsberg. Dabei könnte es sich zumindest um Teile des ursprünglichen Stübig-Besitzes handeln.

1430 zerstört Jorg Groß in einer Fehde mit Ulrich Ochs dessen Kleinburg in Stübig.

Der Burgenforscher Dr. Helmut Kunstmann ging davon aus, dass es sich dabei um den ursprünglichen Ansitz der Stübig handelte.

Vielleicht wurde die Burg schon Ende des 12. Jahrhunderts an die Ochs verkauft, weil die Stübig damals Geld für den Bau der neuen Burg Neideck im Wiesenttal brauchten. Die Stübig und die Ochs taten im 14. Jahrhundert etliche Jahre zusammen Burghüterdienst auf der Neideck, so dass man sogar an eine Verwandtschaft denken kann, die schon Ende des 12. Jahrhunderst begründet worden sein könnte.

Zur möglichen Lage des Ansitzes:

Er könnte sich in der Nähe der unteren Mühle oder rund 100 Meter außerhalb der heutigen südwestlichen Ortsbebauung befunden haben. Möglicherweise auf der vom Landesamt für Denkmalpflege ausgewiesenen Fläche "Wüstung des Spätmittelalters"( = aufgegebene oder zerstörte Altsiedlung).

 

Die Herrschaftsverhältnisse:

Von 1150 bis 1248 herrschten in der Region die Grafen/ Herzöge von Andechs/ Meranien und die Grafen von Giech. Danach bis 1347 die Grafen von Truhendingen. Das Gebiet war durch drei Bischöfe aus der Familie der Andechs-Meranier eng mit dem Hochstift Bamberg verbunden. Nach 1347 wurde es ins Territorium des Bistums eingegliedert.

Vom Spätmittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts hatten folgende Institutionen des Bistums Bamberg Besitz in Stübig:

das Kloster Michelsberg: u.a. Pfarrhof, Wirtshaus, Brauhaus, Schmiede, Mühle mit Cent und Vogtei, Schulhaus;

das Kloster Langheim: u.a. Schenkstatt mit Brauhaus, Mühle und Haus mit Badstube;

das Seelenhaus zur Heiligen Martha; der Frauen-Siechhof und das Domkapitel

Auf der markierten Fläche könnte der ehemalige Ansitz der Stübig gestanden haben, der 1430 von Eberhard Groß in einer Fehde mit Ulrich Ochs zerstört wurde.

Hier ist die Lage der nicht mehr vorhandenen Unteren Mühle noch verzeichnet, die mit zum Stübig-Besitz gehört haben könnte.