Mai 1999, Aberdovey, Wales

Dieser Gedenkstein steht seit dem Mai 1999 am Strandpark des Küstenortes Aberdovey in Wales, dem ehemaligen Haupt-Ausbildungsort des 3. Trupp.

Die Veteranen hatten Aberdovey aus zwei Gründen für ihr letztes geplantes Treffen ausgewählt:

als Anerkennung

für die Gastfreundschaft und Zuneigung, die sie hier gefunden hatten - und um der Bevölkerung eine dauerhafte Erinnerung an die Geschichte der Einheit zu hinterlassen. Immerhin waren 20 Truppangehörige für Großbritannien und im Kampf gegen Hitler gefallen. Während die Veteranen mit eigenen Spenden den Gedenkstein finanzierten, sorgte die Gemeinde mit der Einrichtung eines kleinen Parkgeländes oberhalb des Strands für den würdigen Standort.

Am 15. Mai 1999 wurde der Gedenkstein im Rahmen einer feierlichen Zeremonie enthüllt und der walisischen Öffentlichkeit übergeben.

An dem von Ex-Richter Brian Grant und Peter Masters organisierten "Commando Weekend" hatte sich 22 noch lebende Veteranen des 3. Trupp sowie die Witwen und Nachkommen weiterer 16 Männer in  Aberdovey getroffen. 

 

Die Hinweistafel auf der Kaimauer als Beitrag der Gemeinde Aberdovey.

 

 

Bilder der Zeremonie

Zwei prominente ehemalige 3 trooper:

Organisator Brian Grant (vordere Reihe, dritter von rechts) und Ronnie Gilbert (zweiter von rechts):

Brian Grant kam als K. L. Goldschmidt zur Einheit, wählte zunächst den Tarnnamen Groves, der dann in Grant geändert wurde. 1943 gehörte er zu den 3 troopern, die an der Invasion Siziliens und des italienischen Festlands beteiligt waren. Dort verlor er ein Bein. Nach dem Krieg wurde er Anwalt, war zuletzt Richter für Sussex und Kent und erhielt den britischen Verdienstorden MBE.

Ronnie Gilbert hieß ursprünglich Hans-Julius Guttmann. Er wurde Chef des Deutschlandbüros des britischen Auslandsgeheimdiensts SIS und ebenfalls mit dem MBE ausgezeichnet.

 

Hinter dem sitzenden Mann mit Krücke: Peter Masters, ursprünglich Arrany aus Wien; Autor des bereits vorgestellten Buchs über den 3 troop in einer englisch- und deutschsprachigen Ausgabe.

Sitzend: Ian Harris, Träger der Military Medal, ursprünglich Hans Hajos aus Wien. Ein BBC-Filmteam hatte Harris im Frühjahr 1945 schon zum "Helden von Osnabrück" ernannt, nachdem sich durch sein entschlossenes Handeln eine komplette deutsche Wehrmachtseinheit kampflos ergeben hatte.

Beim folgenden Kampf um den Aller-Übergang zeichnete er sich durch eine andere furchtlose Einzelaktion aus, die ihn allerdings ein Auge kostete. Er wurde damals so schwer verwundet, dass er wahrscheinlich verblutet wäre, wenn ihn nicht ein junger deutscher Soldat, den er kurz vorher gefangen genommen hatte, in einem Boot unter Kugelhagel wieder auf die gegenüberliegende Uferseite des Flusses gerudert hätte, wo er medizinisch versorgt werden konnte.

Wie Ian mir damals sagte, denke er immer wieder daran, ob es wohl möglich sei, diesen Soldaten noch zu finden, damit er sich endlich bei seinem Lebensretter bedanken könne...

Die Recherche beim Bundesarchiv/ Kriegsarchiv in Freiburg hat allerdings ergeben, dass die nur noch fragmentarisch vorhandenen Unterlagen der gegnerischen deutschen Einheit keine gezielte Personensuche mehr erlauben...

 

Hinter dem Mikrofon: John Envers (Hanns Günter Engel); rechts daneben Jack Scott (Jakob Schloß).

Informationen zu John Envers gibt es unter dem Menüpunkt "Die Mentoren"

Jack Scott gehört zu den ehemaligen 3 troopern mit einer außergewöhnlichen,

sehr tragischen Lebensgeschichte. Fünf Jahre lang lebte er in Fürth bei Nürnberg und wohnte dort in einem Haus mit Henry Kissinger. Auf der Flucht in Belgien und Frankreich verlor er erst den Vater und dann die Mutter, wurde von der französischen Resistance versteckt und nach Spanien geschleust, saß dort im Gefängnis und kam Anfang 1944 schließlich nach Marokko. In Nordafrika bewarb er sich für den freiwilligen Kriegsdienst in der britischen Armee. Seine Erlebnisse hat er in einem Buch verarbeitet: "Nie wieder in Deutschland leben". Im Gespräch mit ihm (Deutsch mit fränkischem Dialekt!) habe ich aber erfahren, dass er doch gelegentlich zu Besuch gekommen war.

 

Peter Masters und ein ehemaliger Offizier einer britischen Commando-Einheit neben dem Gedenkstein.

Peter Masters ist im Jahr 2003

in seiner Wahlheimat in den Vereinigten Staaten verstorben.

 

 

 

 

 

 

 

 

John Envers und Peter Terry (Peter Tischler) erzählen aus ihrer Zeit in Aberdovey...

Peter Terry (rechts im Bild) stammt aus einer wohlhabenden Wiener Zahnarztfamilie. Im Alter von 12 Jahren schickten ihn seine Eltern auf eine Privatschule nach England. Als er in den Osterferien 1938 nach Wien zurückkam, vollzog sich gerade der "Anschluss" Österreichs. Sofort waren sein Vater und er Repressalien ausgesetzt. Aber Peters Vater kannte den Herzog von Windsor (der ursprünglich als Thronfolger vorgesehen gewesen war).

So kam es, dass Peters Vater aus einem mehrtägigen Gestapo-Verhör von einem Vertreter der britischen Botschaft abgeholt und die ganze Familie unter diplomatischen Schutz gestellt wurde. Alle konnten mit ihrer gesamten Habe das Land verlassen. In London angekommen, galten sie als Staatsgäste und genossen alle nur denkbaren Privilegien. Peter beendete seine Schulausbildung. Schon als er 18 Jahre alt geworden war, bewarb er sich um die Aufnahme ins Pioneer Corps. Von dort kam er 1943 zum 3. Trupp.