Antrieb - Ziel - Methoden

Die Keimzelle dieser Autobiografie ist schon im Jahr 2002 entstanden. Damals habe ich das Rohkonzept erdacht und die ersten Texte geschrieben. Aus purer Verzweiflung. Über die rundum unerfreulichen Lebensumstände - nach dem erfolglosen Abschluss einer psychosomatischen Kur und dem wenig später erlittenen Abriss der Achillessehne im linken Bein - ausgerechnet beim Probetraining zum geplanten Mannschaftsport gegen die Depression. Wieder einmal war es in meinem Leben wie mit dem Teufel zugegangen... Konnte es dafür auch andere als rein okkulte Gründe geben?

Irgendwie schaffte ich es, über dieses Phänomen nachzudenken. Und so wuchsen aus einem Selbsterhaltungsreflex gegen depressive Niedergeschlagenheit, Unglücklichsein, Ausweglosigkeit und geistige Lähmung die Grundgedanken zur Autobiografie:

Mit tastend-denkenden Rückererinnerungen, mit dem Versuch des Nacherspürens verschütteter Gefühle will ich mich selbst befragen: Wie ist die Krankheit entstanden? Welchen Anteil daran haben familiäre Faktoren, Umwelt und Gesellschaft - wie bin ich selbst daran beteiligt? Warum habe ich mich immer für die schwierigen Wege entschieden? Warum haben mich bestimmte Themen und Aufgaben magisch angezogen? Warum habe ich in bestimmten Situationen "unangemessen" reagiert?

Spontan, ohne nachzudenken, wie fremdbestimmt, explosiv, aggressiv...

Mein Ziel muss sein, ein anderes Ich in mir wachsen zu lassen: eine Persönlichkeit, die in sich ruhen, sich abgrenzen und ohne Gewissenskonflikte ihre ureigensten Bedürfnisse verfolgen kann. Alte, lang eingeübte Verhaltensmuster aber müssen nach und nach deutlich schwächer werden:

Zum Bespiel das übereifrige Helfertum, mit dem allzu große Erwartungen verbundener sind: Bestätigung, Anerkennung, Wertschätzung, Freundschaft, Liebe...

Zum Beispiel die bedingungslose Anpassung an die Umwelt -  mit der Folgewirkung heftigster Wutausbrüche bei vermeintlicher Kritik ebenso wie bei der Auseinandersetzung mit Fehlern, Schwächen, Mißständen und Ungerechtigkeiten im System.

Schließlich soll das erhoffte und erstrebte Andere Ich sich selbst weniger unter Druck setzen und leiden: unter Perfektionismus, Weltverbesserungsmentalität und den ewigen, unvermeidlichen Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit...

 

Lebensdarstellung mal ganz anders!

Eine Autobiografie nach dem üblichen Strickmuster entspricht weder meiner Mentalität noch kann ich damit die Besonderheiten meines Lebens angemessen darstellen.

Außerdem will ich unabhängig sein vom Diktat des Buch- und Medienmarkts. So liegt es nahe, das Internet als Veröffentlichungsmedium zu nutzen. Und dieses Medium wiederum lädt dazu ein, das Projekt online als Entstehungsprozess miterlebbar zu machen. 

Allerdings verlangt so ein Experiment in der kreativen Umsetzung dann auch eine unkonventionelle "freie" Stilform mit besonderer Dramaturgie.

Dabei soll aus einer bunten Fülle von Puzzleteilen das Gesamtbild einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte im Spiegel der Zeiten und Umweltbedingungen entstehen: Fragmente, Episoden, Essays, Memos, Bild- und Textdokumente - Ich-Form und Erzähler, Vor- und Rückblenden, Raffungen; Elemente des phantastischen Realismus, die Symbolfigur des Modernen Ritter als Zeitenwanderer...

Inhaltlich werden sich Seelentiefen und Gefühlswelten öffnen:

Das Ausgestoßensein, das Ausgeliefertsein, das Opfersein; die Mischung aus Realität und Parapsychologie; Gegensatzpaare wie Angepasstheit und Freiheitssehnsucht, Empfindungen von Schuld und Sühne; Archetypen wie Tod und Teufel; Mystik wie Seelenwanderung und Reinkarnation...