"Verwandtschafts-Geografie" in der nördlichen Fränkischen Schweiz...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Karte zeigt Namen gebende Orte, geografische Fixpunkte und regionale Lebensschwerpunkte bestimmter Familien in Oberfranken -

zum besseren Verständnis von historischen Zusammenhängen und familiengeschichtlichen Gemeinsamkeiten der Stübig mit anderen Geschlechtern und Familien.

Die wesentlichen Grund- und Dienstherren sind in größerer Schrift blau und violett vermerkt .

... und im südlichen Teil...

Verwandtschaftsbelege durch Wappenbilder...

Stammfamilie: Briswize (1149), Menigen (1167), Vorsche (1205), Forsse de Menigawe, Forscho de Turnowe (1244), Förtsch von Thurnau, hier Siegel von 1253

Familienzweig Stübig/ Neideck, 1332

Verwandtschaft Modschiedel, ohne Datierung

Verwandtschaft Fellendorf, nur ein Siegel bekannt, 1373


Die Vorfahren der Förtsch nannten sich Briswize (Namen gebender Ort = Ober-Preuschwitz/ OT von Bayreuth) und Menigen (Namen gebender Ort = Menchau bei Thurnau) und waren spätestens 1149 Ministerialen der Grafen von Andechs geworden.

Die Grafen waren durch Eheverbindung zum Erbe der ehemaligen Markgrafen von Schweinfurt in Oberfranken gekommen. Dazu gehörten die Burgen Giech und Lichtenfels, die Stadt Scheßlitz, Ländereien um die Plassenburg und um Bayreuth sowie die Grafschaft im Radenzgau. Ab 1137 begann Berthold II von Andechs, genannt Graf von Plassenburg (Kulmbach), mit dem Aufbau eines Territoriums, das bis 1248 bestehen sollte. Damals ist Herzog Otto der Achte von Meranien, Graf von Andechs, Markgraf von Istrien und Pfalzgraf von Burgund auf seiner Burg Niesten bei Weismain unter mysteriösen Umständen gestorben. Zur Grablege für seine Frau und sich selbst hatte er das Zisterzienserkloster Langheim bestimmt, das nach 1130 von Bamberger Ministerialen gestiftet und von den Andechsern in Oberfranken mit reichen Schenkungen ausgestattet worden war.

Nach dem Aussterben der Andechser traten die Förtsch (ab 1244 "von Thurnau") in bischöflich-bambergische und schlüsselbergische Dienste. Sie gehörten zu den großen Geschlechtern der Fränkischen Schweiz, besaßen freieigene Burgen und ihnen dienten acht eigene Gefolgsmännersippen, darunter die Förtschelin, die Modschiedel und zeitweilig wahrscheinlich auch eine Familie Görau.

Bei den Stübig dürfte es sich wegen der Übereinstimmung der Wappenbilder um einen Familienzweig der Förtsch handeln.

Zur Abtrennung könnte es durch die kriegerischen Auseinandersetzungen der Grafen von Andechs mit dem Bistum Bamberg um den Besitz der Burgen Giech und Lichtenfels in den Jahren 1148/49 gekommen sein. Als andechsische Dienstleute haben daran sicher auch Angehörige der Briswize (Förtsch) teilgenommen, die sich danach wohl in der Nähe der Giechburg am Ort Stübig niederließen, dort einen eigenen Ansitz gründeten - und sich dann auch Stübig nannten. 
U
nter dem ersten Bischof aus dem Geschlecht der Andechser, Otto dem Zweiten, ab 1177, könnten Angehörige der Stübig in den Dienst des Hochstifts Bamberg getreten sein. Jedenfalls dürfte ein Stübig in dieser Zeit wohl die Kleinburg "Neideck" über dem Wiesenttal gegenüber der Streitburg erbaut und dann den Namen "de Nidecche" angenommen haben, der 1219 mit der Nennung des Zeugen "Heinrich de Nidecche" für Bischof Ekbert von Andechs urkundlich erscheint.

Die Modschiedel (Erstnennung 1293) waren Dienstleute der Förtsch und später auch der Schlüsselberger. Das gegenüber den Förtsch gespiegelte Wappenbild der Modschiedel deutet meines Erachtens darauf hin, dass ein Modschiedler in die ältere, hierarchisch höher stehende Familie Förtsch eingeheiratet hat.

Töchter der Modschiedel waren wiederum mit Angehörigen der Familien Ochs und Pünzendorf verheiratet. Modschiedler treten als Zeugen und Bürgen für die Aufseß und Christanz auf. Sie besitzen Lehen der Förtsch und verkaufen diese Güter an das Kloster Langheim.

Trotz der Verwandtschaft zwischen den Modschiedel und den Stübig kam es gegen Ende des 14. Jahrhunderts zwischen den Familien zu einer Fehde um Besitzanteile an der Burg Rothenbühl.

Bei der Familie Fellendorf (Erstnennung 1287) könnte das gespiegelte Wappenbild auf die Einheirat in die Familie Stübig hinweisen - oder die Stammesgleichheit mit den Modschiedel anzeigen.

Belege für die mögliche Verwandtschaft mit den Stübig: die räumliche Nähe der Kleinburg in Nieder-Fellendorf zum Lebensraum der Stübig auf und in der Nähe der Burg Neideck; beide Familien waren Dienstleute der Schlüsselberger; 1305 Zeugenschaft des Otto I für Heinrich II Stübig.

Verwandtschaft erwiesen: mit den Königsfeld und Eschenbach von Velden

Der fränkische Fiskalhof Königsfeld wird neben Hallstadt im Radenzgau schon in einer Urkunde des Hausmeiers Karlmann um 741/42 genannt. 1194 Erstnennung eines "Otto de Kunigesvelt" als Zeuge. 1308 Reinhold von Königsfeld. 1343 Marquard von Königsfeld. 1348: "In die zehn Burghuten (der "Jachsburg" in Königsfeld) teilen sich die Königsfeld, die Wolfstriegel, die v. Streitberg, die v. Plankenfels, die Modschiedler und ein Förtsch" (!!)

Die Königsfeld standen erst im Dienst des Hochstifts Bamberg, dann in den Diensten der Grafen von Truhendingen. Sie hatten engere Verbindungen zum Kloster Langheim.

1435 wurde Dorothea, die Schwester von Konz Stübich, Burgmann auf der Neideck, mit Konz Königsfelder zu Waischenfeld verheiratet. 1464 verkaufte Konz Stübich sein Burggut auf Gößweinstein an seinen Schwager Königsfelder. 1465 besaß Königsfelder auch die Güter von Konz Stubich in Unterleinleiter als Burggut der Neideck.

Zur Verbindung mit den Eschenbach, Dienstmannen der Reichsministerialen Neidstein/ Hartenstein:

Erstnennung 1238 "Goteboldus de Eschenbach", Sitz nach 1250 zeitweise auf der Wasserburg in Eschenbach bei Hersbruck (Lehen der Hartenstein).

1413 erhält Ulrich II Stübig von seiner Schwiegermutter "Margreth Eschenbeckin (=Eschenbach) von Velden" einen Hof zu Kleinmeinfeld als Bamberger Lehen.

Sehr wahrscheinlich verwandt: mit den Familien Christanz (Groß), Pünzendorf, Streitberg und Strobel

Zur Frage der Verwandtschaft mit den Familien Christanz und Pünzendorf gibt die von Otto Stübch ausgestellte und gesiegelte Urkunde aus dem Jahr 1355 Auskunft.

Siehe auch Menüpunkt "Personen und Namensträger"!

Otto Stübch, Vogt zu Neydek, und seine Frau Agnes, verkaufen dem Kloster Langheim den Reuthzehnt in den Orten Neuendorf und Wunkendorf bei Weismain, den sie vom Bamberger Bischof Lupold und dessen Vorfahren zu Lehen gehabt hatten.

Im Urkundentext ist die Formulierung "...vom Bischof und dessen Vorfahren zu Lehen gehabt..." bezeichnend.

Darin kommt das alte, überlieferte Dienstverhältnis der Stübig zum Hochstift Bamberg zum Ausdruck...

Bürgen und Mitsiegler sind Hansen von Cristanz und Albrecht von Pünzendorf.

Nachdem Otto hier als Aussteller fungiert, hat er seine Zeugen auch selbst bestellt. Und wenn die Wahl dabei auf diese Personen gefallen ist, dann muss zu ihnen ein besonderes Vertrauens- und Freundschaftsverhältnis bestanden haben - wie unter Verwandten!

Für die Zeugenschaft bei der Urkundenausstellung gab es damals klar definierte Konventionen und Rangfolgen, wobei Hierarchie, Seniorität, Dienst- oder Lehensverpflichtung und Verwandtschaft bestimmende Faktoren waren.

Die Christanz nannten sich nach dem Ort im Ailsbachtal bei Kirchahorn. Erstnennung 1281. Stammesgleich mit den Groß von Rabenstein, später Groß von Trockau. Dienstleute der Schlüsselberger.

Die Pünzendorf hatten ihren Stammsitz im gleichnamigen Ort südlich unterhalb der Burg Giech neben dem kleinen Ort Weingarten. Erstnennung 1170. Ministerialen der Bamberger Bischöfe, der Andechs-Meranier und der Grafen von Truhendingen.

Bei den Pünzendorf fällt die räumliche Nähe ihres Stammsitzes zum Ort Stübig auf.

 

Hinweise auf Verwandtschaftsverhältnisse mit den Familien Streitberg und Strobel gibt eine von Konrad, Ulrich und Ann Stübig 1374 ausgestellte Verkaufsurkunde über ein Gut in Dachstadt bei Igensdorf.

Hier siegeln neben Konrad und Ulrich Stübig Reimar Streitberg und gleich vier Angehörige der Familie Strobel, die im Osten und Nordosten von Erlangen Rittersitze und Güter besaßen.

Die Streitberg (Erstnennung 1121/22) saßen gleich gegenüber der Burg Neideck auf der anderen Seite des Wiesenttals auf ihrer Burg, um 1120 erbaut, wahrscheinlich schon früh Bamberger Lehen.

Bamberger Ministerialen, ab 1231 bis 1248 in andechs-meranischen, ab ca. 1280 bis 1347 in schlüsselbergischen Diensten.

Die Strobel saßen zu Marloffstein, Spardorf und Uttenreuth bei Erlangen sowie zeitweise zu Haimendorf am Moritzberg und in Schönberg bei Lauf.

Durch ihren offenbar freieigenen Besitz in Dachstadt am Hetzleser Berg waren die Stübig den Strobel geografisch nahe gekommen. Und so werden dann mehrere Söhne und Töchter der Familien aneinander Gefallen gefunden haben...

Verwandtschaft mit den Ochs: sehr wahrscheinlich, aber nicht nachweisbar

Erstnennung der Ochs 1289. Ab 1296 Schlüsselberger Ministerialen. Verschwägert mit den Modschiedel. Ihr Sitz zu Gunzendorf war bis 1347 Lehen der Schlüsselberger, danach des Bistums Würzburg. 1412 hatten die Ochs zwei Burgställe und drei Höfe in Gunzendorf als freies Eigentum.

Zwischen den Stübig und den Ochs gab es folgende besondere Beziehungen:

Verwandtschaft mit den Modschiedel. Gemeinsame langjährige Burghüterdienste auf der Neideck unter den Schlüsselbergern und danach zusammen mit Angehörigen der Familien Spieß und Hirs(z).  1422 kauft Simon Stübig ein Burggut auf Gößweinstein von Hans Ochs.   

1430 waren Burg und Amt Neideck sowie Ebermannstadt sogar an Ulrich Ochs verpfändet! Vielleicht lag darin der Grund für die Fehde des Eberhard Groß mit Ulrich Ochs im selben Jahr. Dabei raubte Groß die Habe des Ochs auf der Burg Neideck und zerstörte auch dessen Kleinburg in Stübig.

Helmut Kunstmann ging davon aus, dass es sich dabei um den ursprünglichen Ansitz der Stübig gehandelt hat, den die Ochs demnach schon sehr viel früher bereits erworben haben müssen.

Weitere mögliche Verbindungen: mit Ratheler, Groß, Hirs, Durkelsteiner, Tauchersdorfer, Mühlstein...

Ein erster Beleg für die denkbare Verwandtschaft der Stübig mit einer weiteren schlüsselbergischen Dienstmannenfamilie - den Retho (1304) oder auch Ratheler (1312) - ergibt sich aus der  Schenkungsurkunde Konrads von Schlüsselberg an das Kloster Langheim über Besitzanteile an der Rohrmühle am Weismain vom 4. November 1312.

Als erster Zeuge unter den "fidelibus nostris" erscheint "Walthro dicto Stubech - officiato nostro in Naydeke". (Walther Stübig ist damit der erste urkundlich nachgewiesene Vogt oder Amtmann auf der Burg Neideck!) Nach dem Stübig folgen die Zeugen "Henrico dicto Ratheler, Henrico dicto Zerengibel, Rudegero dicto Plapper" und schließlich der Schreiber der Urkunde "Henrico Notario nostro".

Die Namensabfolge Ratheler gleich nach Stübig könnte bedeuten, dass die Familien auch verwandt waren.

Ähnliche Konstellationen für die Deutung weiterer wahrscheinlicher und denkbarer Verwandtschaftsbeziehungen - darunter auch Rotler (Ratheler/ Ratler?) - zeigen sich in einer Urfehde-Urkunde aus dem Jahr 1374.

Darin schwören 12 gefangene Aussteller, nichts mehr gegen die Brüder Kraft und Gottfried von Hohenlohe und deren Leute zu unternehmen, was wiederum von 24 Personen geschworen und bezeugt wird.

Die Aussteller sind: Marquart von Durrenbuch, Ulrich von Ufsesse, Hans Grosse, Heinz Stubich, Fricz von Streitberg, Dietrich von Egollfstein, Eberhart Taucherstorfer, Chuncz Stubich, Heincz Durkelsteiner, Ulrich von Waldenfels, Bopp von Zirkendorf und Ulrich Truhsesse. In der Rangfolge nimmt Heinrich IV Stübig (1343-1399) die vierte Stelle ein, vor ihm kommt Hans Groß, nach ihm Fritz Streitberg. Konrad II Stübig (1355-1395) folgt auf dem achten Rang und wird flankiert von einem Tauchersdorfer und einem Durkelsteiner. Bei den 24 weiteren Schwörern und Zeugen erscheint auf dem siebten Rang wieder ein Heincz Stubich (Heinrich IV?) nach Cunrat von Kristanz und vor Hans Hirs. An 15. und 16. Stelle kommen Ulrich Stubich (Ulrich I,1334-1395) und Heinz Stubich (Heinrich V, 1370-1407). Davor stehen Hans Tauchersdorfer und Heinz Mühlstein, an 17. und 18. Stelle folgen Heinolt Durkelsteiner und Hans Rotler (Ratler).

Siegler sind: Marquart von Seggendorf, Burkart von Ufsesse, Ulrich von Ufsesse, Chunz Stubich , Eberhardt Taukersdorffer und Bopp von Zirkendorf.

Alle in diesem Abschnitt genannten Informationen verdanke ich Thomas Rattler aus Dormitz, der seit einigen Jahren das schlüsselbergische Dienstmannengeschlecht der Ratheler/ Rotler/ Ratler sowie weitere Niederadelsgeschlechter in Oberfranken erforscht. Bei Rattler handelt es sich offenbar um einen Bei- oder Wappennamen (springender Hund) der Familie Drosendorfer. Auch die genannten Durkelstein und Mühlstein könnten wiederum miteinander verwandt gewesen. Der Name Mühlstein dürfte nur ein Beiname der Ermreicher gewesen sein, die einen Mühlstein als Wappenbild führten.

Verbindung mit den Egloffstein?

Mögliche Indizien für eine Verwandtschaftsbeziehung auch zu dieser Familie:

Im Lauf des 14. Jahrhunderts dienten Stübig auf der schlüsselbergischen Nordburg in Betzenstein und später als Edelknechte unter den Wildensteinern auf deren Burg Wildenfels bei Hiltpoltstein. Ganz in der Nähe saßen zwei Linien der Egloffstein auf den Burgen Bärnfels und Leienfels...

Im Jahr 1400 kauft Konrad III Stübig ein Burggut in Gößweinstein von Konrad von Egloffstein.