Familiensitz und Refugium für rund 300 Jahre

Auf dieser archäologischen Befundzeichnung ist die Bauchronologie der Hauptburg vom 12. bis zum 14. Jahrhundert markiert. Die wesentlichen Baustadien sind wohl von der Familie Stübig/ Neideck veranlasst worden. Der schwarz linierte hufeisenförmige Wohnturm dürfte entweder von dem 1219 dokumentierten Heinrich de Nidecche oder von dessen Vater gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein. Auch der blau linierte Ausbau in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts geht noch auf Angehörige der Neideck-Gründerfamilie zurück:

ein fast quadratischer Bergfried (Wachturm) entsteht an der Südseite des Felsplateaus, eine Ringmauer verbindet die beiden Türme. An der Westseite wird ein Torbau mit Kapelle im Obergeschoss eingefügt.

Um den Wechsel vom 13. zum 14. Jahrhundert ummauert man die nordwestlich an den Torbau anschließende Geländeterrasse (rote Linierung).

Für diesen Ausbau haben wahrscheinlich schon die neuen Burgbesitzer gesorgt: die Edelherren von Schlüsselberg. 1248/49 hatte der Bischof von Bamberg die Burg Eberhard V von Schlüsselberg langfristig verpfändet. Das heißt: die Neideck/ Stübig müssen ihr Eigentum vorher schon an den Bischof verpfändet oder verkauft gehabt haben! Offenbar sind sie als Dienstleute der Schlüsselberger dann weiter bei ihrem Familiensitz geblieben.

Kurzgeschichte des Burggeländes und der Burg

Blick auf das Neideck-Plateau (400 m üNN, Längsausdehnung Nord-Süd rund 200 m) vom Pavillon über Streitberg.
Blick auf das Neideck-Plateau (400 m üNN, Längsausdehnung Nord-Süd rund 200 m) vom Pavillon über Streitberg.

Lange bevor auf dem Dolomit-Felsriff die erste Burg entstand, haben die Menschen der Vorgeschichte schon dieses einladende und die Umgebung beherrschende Geländeplateau oberhalb der Wiesent aufgesucht. 

Nachgewiesen sind Siedlungsspuren und Artefakte folgender Kulturepochen:

Urnenfelderzeit, 1200 bis 800 v. Chr.;

frühe Hallstatt- und frühe Latènezeit, 750 und 450 v. Chr. (Kelten);

frühe römische Kaiserzeit, um Christi Geburt;

Völkerwanderungszeit, um 400 nach Christus.

Die letzten Ausgrabungen haben ergeben, dass später in der Karolingerzeit (8./9. Jahrhundert) hier ein typisches größeres Wohnhaus dieser Geschichtsperiode stand.

Im 11. Jahrhundert zur Zeit der Salierkaiser gab es hier bereits eine  Burganlage. Sie bestand aus einem mächtigen runden Wohnturm von zehn Metern Durchmesser, einem Steinhaus und einer Ummauerung.

Nachdem das Bistum Bamberg 1007 gegründet wurde, liegt die Vermutung nahe, dass der von König Heinrich II ernannte erste Bischof Eberhard (Amtszeit bis 1040) diese Burg zur Sicherung des Bistumsterritoriums erbauen ließ. Über das weitere Schicksal dieser Burganlage ist nichts bekannt.

Erst aus der Stauferzeit in der zweiten Häfte des 12. Jahrhunderts gibt es dann wieder archäologische Befunde: der heute in den untersten Mauerpartien noch vorhandene Wohnturm auf dem Felssporn über der Wiesenttal gegenüber Streitberg wird erbaut (siehe oben!)

1248/49 geht die Burg in den Besitz von Eberhard V von Schlüsselberg über.

1285/86 wird die Hauptburg von Ulrich V von Schlüsselberg durch zwei Vorburgen ausgebaut. Er sichert sich auch Öffnungsrechte und Anteile an der gegenüberliegenden Burg Streitberg.

1312 übernimmt Konrad II von Schlüsselberg die Burg Neideck und macht sie zum Zentrum seines Territoriums im Jura. Durch befestigte Ansitze, Wachtürme und Nebenburgen entsteht ein System zur Eigensicherung und zur Überwachung der Geleitstraße, die das Wiesenttal zwischen Niederfellendorf und Streitberg überquerte.

1347 belagert ein Heer des Burggrafen von Nürnberg die Burg und erobert sie. Konrad von Schlüsselberg wird von einem Steinschleudergeschoß getroffen und stirbt auf seiner Burg.

Seine Gegner, die Bischöfe von Bamberg und Würzburg sowie die Burggrafen von Nürnberg, teilen sein Territorium unter sich auf.

1348 wird die Burg Neideck von Konrads Töchtern Agnes und Richza sowie dem Schwiegersohn Graf Günter XVI von Schwarzburg an das Bistum Bamberg verkauft.

Der Bischof läßt den durch den Steinschleuderbeschuss 1347 schwer beschädigten Wohnturm und andere zerstörte Bauteile wieder errichten. Eine Speicherzisterne wird angelegt. Der Bergfried und die Burgkapelle werden aber aufgegeben.

Um 1400 entsteht ein neues Torhaus. Seine Basis ist heute noch als Ruine erhalten.

1480 baut man die Hauptburg durch einen langgestreckten schmalen Anbau an das Torhaus im Norden und durch einen größeren Anbau an den Wohnturm im Süden aus.

Um 1500 werden die heute noch vorhandenen Halbschalen-Artillerietürme in die Anlage eingefügt.

1553 kapituliert die Burgbesatzung von 37 Mann vor einer Heerschar des Markgrafen von Brandenburg mit sieben Kanonen und 500 Hakenbüchsenschützen. Die Burg wird in Brand gesetzt und abgebrochen.

Seitdem liegt sie als Ruine.

Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz