Die jüdische Gemeinde in Bruck

Siegel des "Israelitischen Verein Bruck" (Stadtarchiv Erlangen)
Siegel des "Israelitischen Verein Bruck" (Stadtarchiv Erlangen)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1431 werden erstmals Juden am Ort genannt. Im Hoch- und Spätmittelalter waren es meist Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und Vertreibungen aus den Städten, die für den Zuzug von Juden in kleinere Orte auf dem Land sorgten. Dort gewährten ihnen Landesfürsten, Grafen oder Landadelige gegen die Zahlung eines jährlichen Kopfgelds Zuflucht und Schutz. Die Zugezogenen durften in der Regel kein Eigentum erwerben und keine Handwerksberufe ausüben. Für den Einkommenserwerb blieben den Juden hauptsächlich Handelstätigkeiten und der Geldverleih. In der Mehrzahl verdienten sie ihren Lebensunterhalt als umherziehende Kleinhändler mit dem Haus-zu-Verkauf von Waren in der Region oder auch als Lumpensammler. Einige Brucker Juden waren als Viehhändler tätig. Das ergibt sich aus den Ortsurkunden, in denen von Strafgeldzahlungen wegen der unberechtigten Viehweide auf Gemeindegrundstücken berichtet wird.

 

Unter der dominierenden Herrschaft der brandenburgisch-bayreuthischen Markgrafen scheint es eine liberale Grundhaltung gegenüber der jüdischen Bevölkerung gegeben zu haben. Die Überlieferung innerhalb der jüdischen Gemeinde besagte, dass schon früh der Erwerb von Eigentum erlaubt wurde. So entstand im Haus No. 12 um 1540 ein Ritualbad, eine so genannte Mikwe. Das Haus lag an der zur Regnitz führenden Gasse nördlich neben der Kirche unmittelbar am Fluss. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen Herrensitz des Niederadels (möglicherweise der Strobel), der von 1417 bis 1561 als Mannlehen an markgräfliche Amtsträger vergeben wurde. Besitzer waren u. a. Hans Remar/ Reymar zu Buckenhof; Walter, Balthasar und Jörg Schütz sowie die Familie Wiesenthau. Zu deren Zeiten dürfte es bereits einen jüdischen Bewohner im Anwesen gegeben haben, der auch die um 1540 datierte Mikwe im Keller erbaute. Um 1600 folgten weitere jüdische Besitzer. Ab 1633 waren in dem Gebäude sowohl der Betsaal (die Synagoge) als auch die Thoraschule der nun offenbar schon größeren jüdischen Gemeinde in Bruck eingerichtet.

1568 wird erstmals eine "Judengasse" erwähnt. 1619 soll es sechs jüdische Familien am Ort gegeben haben, 1719 bereits 28 und 1763 wiederum schon 37. 1719  legt das "Landalmoßamt" in Nürnberg - die auch für Bruck zuständige Evangelische Kirchenbehörde - Beschwerde beim Markgräflichen Amtmann in Uttenreuth gegen die Vermehrung der Judenschaft in Bruck ein, die von der markgräflichen Regierung gefördert werde.

1707 war bereits eine neue Synagoge (Haus Nr. 58) gebaut worden. In diesem Haus wohnte auch der Vorsänger. 1778 hatte man dort zusätzlich ein Asyl für arme Juden eingerichtet. Der Betsaal befand sich im Obergeschoß.

Im Jahr 1811 erreichte die Zahl der Einwohner israelitischen Glaubens ihren Höchststand: 184 Personen oder 15 Prozent der Gesamtbevölkerung!

Mitte des 19. Jahrhunderts kam es wie überall in Deutschland zu einer starken Auswanderung jüdischer (und christlicher) Landbewohner. 1859 gehörten nur noch 100 Personen zur jüdischen Gemeinde Bruck. Ab 1860 konnten die Juden ihren Wohnort selbst bestimmen - und so zogen viele in das nahe Erlangen, wo die neue Israeltische Kultusgemeinde Bruck-Erlangen unter ihrem Vorstand Moses Stern aus Bruck entstand. Nach 1900 lebten keine Juden mehr am Ort.

 

Herausragende Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde Bruck:

Moses Seckel: als "Hof- und Münz-Lieferant" hatte er 1759 von Markgraf Friedrich die Erlaubnis zur Ansiedlung von zehn jüdischen Familien in Bayreuth erhalten und gründete dort eine neue jüdische Gemeinde.

Abraham Sutro: 1784 geboren von Esther, Tochter des Baruch; sein Vater war Samuel Abraham, geboren 1762 in Bruck. 1808 hatte die Familie den Namen Sutro angenommen.

Nach Studienjahren an jüdischen Hochschulen in Fürth und Prag wurde Abraham Sutro schon früh zum Rabbiner ernannt. Um 1810 kam er nach Westfalen und wurde schließlich Ober-Rabbiner in Münster, wo er 1869 starb. Obwohl dem orthodoxen Judentum angehörig, führte Sutro Orgelbegleitung sowie Gesang und Predigt in Deutsch in die Sabbatfeier ein.